Im Laufe einer Firmengeschichte gibt es Chancen, die rechtzeitig erkannt, Gelegenheiten, die nicht verpasst, und Phasen, aus denen rechtzeitig ausgestiegen werden sollte. Wilhelm Widmann, der Gründer der Widmann Gruppe, ist einer dieser Geschäftsmänner, welcher die Zeichen erkannt und strategisch gehandelt hat.
Wilhelm Widmann wird am 25.08.1943 in Stuttgart geboren. Sein Vater Paul Widmann ist ein angesehener Viehhändler und so beginnt er zunächst eine Lehre als Metzger. Da er jedoch wegen den Unmengen Blut und aufgrund seiner Tierliebe die Schlachtung eines jungen Kalbes verweigert, beginnt er nach drei Monaten eine Lehre als Maler und Lackierer bei der Firma „Vetter & Lang“. Die abgeschlossene Malerlehre in der Tasche, beginnt Wilhelm Widmann 1963 die Meisterschule für das Maler- und Lackiererhandwerk in Stuttgart-Feuerbach. Als das Geld knapp wird, unterbricht er die Meisterschule nach dem ersten Semester und geht in die Schweiz, wo er im Kanton Uri bei der Firma Schöneberger arbeitet. Daraufhin absolviert er den Malermeister und bekommt nach seinem Staatsdiplom ein folgenschweres Angebot: Über Heinz Friedrich, einen alten Freund seines Vaters, wird er auf die Firma Gronbach in Westheim im Kreis Schwäbisch Hall aufmerksam gemacht, welche einen Malermeister und Nachfolger sucht. Dort beginnt er und erhält früh die Möglichkeit, sich an der Firma Gronbach zu beteiligen. Ab dem 03.10.1968 wird die Firma Gronbach unter dem Namen Gronbach und Widmann KG weitergeführt.
Im Jahre 1976 zieht die Firma nach Schwäbisch Hall-Hessental, wo zunächst in der Schmollerstraße ein Neubau errichtet wird. Dieser wird jedoch nach kurzer Zeit zu klein und man kauft zusätzlich das benachbarte Gebäude eines großen Saunaherstellers.
Zu dieser Zeit gehören zu den Hauptprojekten des inzwischen in die Widmann GmbH & Co. KG umfirmierten Unternehmens viele US-amerikanische Kasernen von Schwäbisch Hall bis nach Nürnberg.
Auch die regionale Auftragslage wächst immens und mit Dieter Vogelmann und Anton Malsam hat Wilhelm Widmann zwei loyale Weggefährten als Bauleiter an seiner Seite, um die Baustellen zu betreuen und abzuwickeln. Mit Vorarbeitern wie Walter Schips, Dieter Scheithauer, Jürgen Kaltwasser, Leo Kaipl und Helmut Faßnacht, um nur wenige zu nennen, werden vom Großobjekt bis zum anspruchsvollen Privathaushalt alle Projekte ideal besetzt. Systematisch werden unterschiedliche Firmen aufgebaut, unter anderem die Growi Vollwärmeschutz, welche gegründet wird, um die immense Nachfrage der damals neuartigen und heute umstrittenen Wärmedämmverbundsysteme zu bedienen.
1985 eröffnet Wilhelm Widmann die erste Niederlassung am Standort Stuttgart-Stammheim, um seinen Wurzeln und einem großen Sportwagenhersteller in Stuttgart-Zuffenhausen näher zu sein. Dieser Sportwagenhersteller wird die Malerwerkstätte bis heute begleiten und „die Widmänner“ sind neben der Instandhaltung im Rahmen von Jahresaufträgen auch in dessen neuem E-Motorenwerk tätig. Ab 1987 wird die Stuttgarter Niederlassung von Wilfried Geerling geführt, der auch Prokurist der Widmann GmbH & Co. KG wird.
Zwei Jahre später feiert Deutschland die Wiedervereinigung und Wilhelm Widmann erkennt darin eine Chance.
Er baut mit Gerhard Schambach, dem Architekten der Growi Bau, in den neuen Bundesländern mehrere Industriehallen und Wohnhäuser und restauriert viele alte Villen von Radebeul bis nach Bansin auf Usedom.
Zu dieser Zeit wird auch die Growi Heizung und Sanitär gegründet, welche erfolgreich durch Helmut Höfner geführt wird. 1992 legt Malermeister Günter Lörsch aus Ulm sein Lebenswerk in Wilhelm Widmanns Hände und die Lörsch Malerwerkstätte wird als zweite Niederlassung am Standort Ulm Teil der Widmann-Familie.
Als gegen 1996 das Geschehen in Ostdeutschland den Charakter von „wilden Goldgräberzeiten“ annimmt, meldet sich Wilhelm Widmanns Bauchgefühl und die Growi Bau kehrt zurück nach Schwäbisch Hall. Es wird die Entscheidung getroffen, sich wieder zum Ursprung zurückzubewegen und sich auf das klassische Maler- und Lackiererhandwerk und die Growi Heizung und Sanitär zu fokussieren.
1999 beginnt Marc Widmann, der Sohn von Wilhelm Widmann, seine Malerlehre im väterlichen Betrieb. Er erfüllt sich nach der Ausbildung und einem Jahr als Geselle einen Kindheitstraum und studiert Film- und Mediendesign in München. Seine Kurzfilme laufen auf diversen Filmfestivals und er arbeitet für Kino- und Fernsehproduktionen im Bereich der Bildbearbeitung.
Die Frage der Nachfolge der Widmann Malerwerkstätten sorgt bei einer Betriebsversammlung im Jahre 2009 für Unsicherheit bei den Mitarbeitern und große Marktbegleiter suchen den Kontakt für eine mögliche Übernahme. Als Marc Widmann, der einzige Sohn von Wilhelm Widmann, dies erfährt, absolviert er umgehend seinen Malermeister mit anschließendem Betriebswirt des Handwerks und kehrt in den Familienbetrieb zurück, um diesen in der Familie zu halten und in die Zukunft zu führen.Im Jahre 2013 wird Marc Widmann Geschäftsführer, zusammen mit seinem Vater und Andreas Konradi, der bis 2010 den Standort Ulm leitet. Die drei Geschäftsführer teilen sich die Zuständigkeiten untereinander auf und navigieren das Unternehmen erfolgreich in eine neue Zeit mit Kurs auf die nächsten 50 Jahre.